
RÜCKBLICK
IWS Herbstgespräch 2025
am 18. September 2025 in Hürth
Hürth | 18. September 2025
„ENERGIE DER ZUKUNFT – NACHHALTIGE LÖSUNGEN FÜR MITTELSTAND UND INDUSTRIE“
in Kooperation mit dem Mitgliedsunternehmen Nippon Gases Deutschland GmbH
Ein Abend im Zeichen des Wandels: Das IWS-Herbstgespräch 2025 in Hürth war ein Treffen, bei dem nicht nur geredet, sondern auch gehandelt wurde. Es versammelten sich die Vordenker der deutschen Industrie, um die zentrale Herausforderungen der Energiepolitik zu diskutieren. Peter Nußbaum, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Wirtschaftssenats e.V und Christoph Laumen, Vizepräsident Zentral- und Osteuropa bei Nippon Gases Deutschland GmbH, eröffneten die Veranstaltung mit einem klaren Appell: „Ich will hier aber kein Klagelied anstimmen. Im Gegenteil: Wenn wir Energiepolitik heute als zentrales Element einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik begreifen, erkennen wir die Chance. Wer Energiepolitik strategisch denkt, gewinnt Wachstum, Wertschöpfung und industrielle Souveränität..”
Auf dem Podium saßen Dr. Christoph Kemper (Elektrowerk Weisweiler GmbH), Marco Mauroschat (RWE Supply & Trading GmbH), Thomas Theisen (YNCORIS GmbH & Co. KG) sowie Prof. Dr.-Ing. Andreas Peschel (Forschungszentrum Jülich GmbH). Die Moderation übernahm Tobias Gimmler (LuxTek GmbH).
Schon zu Beginn wurde deutlich: Versorgungssicherheit ist die Grundlage für die Energiewende. Deutschland brauche bis 2030 mindestens 20 bis 30 Gigawatt an H₂-fähigen Kraftwerken – die geplanten 12,5 Gigawatt seien nicht ausreichend. „Nur schnelle und verlässliche Ausschreibungen sichern Versorgung, Kohleausstieg und Klimaziele“, betonte Dr. Kemper.
Auch der Blick auf die aktuelle Energiepolitik sorgte für kritische Töne. Thomas Theisen warnte davor, die Transformation einseitig über Stilllegungen zu steuern: „Deutschland fährt eine Abschaltstrategie, ohne gleichzeitig genügend neues Angebot zu schaffen. Erst aus einer Position der Stärke gelingt Klimaneutralität – nicht aus einer der Knappheit.“
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Energiekosten für die Industrie. Anhand konkreter Beispiele wurde deutlich, wie sehr Strom- und Dampfkosten Standortentscheidungen beeinflussen. Während sich ein Unternehmen jüngst in Hürth wegen vergleichsweise günstiger Energiepreise ansiedelte, musste ein anderer Großkunde eine Milliardenanlage schließen – zu starke Konkurrenz aus China. „Ein Industriestrompreis ist kein Luxus, sondern Überlebensfrage für die deutsche Grundstoffindustrie“, so Prof. Dr.-Ing Peschel.
Neben Preisfragen rückte auch die Flexibilität von Industrieprozessen in den Fokus. Lastverschiebungen, digitale Steuerung und Speicherlösungen können Netze stabilisieren und gleichzeitig Kosten senken. „Wer netzdienlich handelt, darf nicht bestraft werden – Netzentgelte müssen flexibles Verhalten belohnen“, mahnte Dr. Kemper. Besonders der Mittelstand könne hier Wettbewerbsvorteile entwickeln.
Als zentraler Baustein der Energiewende wurden zudem Power Purchase Agreements (PPAs) diskutiert. „PPAs sind mehr als Stromlieferverträge. Sie mobilisieren Kapital, stabilisieren Preise und sichern Dekarbonisierung“, erklärte Marco Mauroschat. Damit sie ihre Wirkung entfalten, brauche es jedoch faire Rahmenbedingungen, Speicheranreize und Rechtssicherheit.
Abschließend betonten die Diskutanten die Bedeutung von Technologieoffenheit und Leitmärkten. Grüner Wasserstoff bleibe zwar Schlüsseltechnologie, doch auch Brückenlösungen wie Ammoniak oder Methanol könnten helfen, Strukturen schnell aufzubauen. Gleichzeitig müsse Politik Leitmärkte schaffen – etwa für Grünstahl oder Wärmepumpen –, um Investitionen langfristig abzusichern.
Das Herbstgespräch machte damit eindrucksvoll deutlich: Die Energiewende wird nur dann zur Erfolgsgeschichte, wenn Versorgungssicherheit, Kostenstabilität und Flexibilität zusammengedacht werden. Notwendig ist eine kohärente Strategie, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen einbindet – und so Wettbewerbsfähigkeit und Klimaneutralität vereint.
Neben den intensiven Debatten bot die Veranstaltung Gelegenheit zum Austausch und zur feierlichen Ernennung der Neusenatoren.









Wir danken allen Teilnehmer:innen für engagierte Diskussionen und den wertvollen Austausch. Ein besonderer Dank geht an Herrn Christoph Laumen und das Team von Nippon Gases Deutschland GmbH für die hervorragende Gastgeberrolle und die Möglichkeit, die Veranstaltung in diesem inspirierenden Rahmen durchzuführen.